Viele Wege führen bekanntlich nach Rom und natürlich gibt es auch eine bequemere Art in den Lallinger Winkel, die Obstchüssel des Bayerwaldes, zu gelangen, als mit dem Fahrrad. Ohne Zweifel bietet es uns aber die Möglichkeit mit einer gewissen Art der Beschaulichkeit einen der schönsten Flecken des Bayerischen Waldes zu erkunden.
Eine herrliche Route in den Lallinger Winkel bietet sich beispielsweise über Iggensbach und Schöllnach an. Von dort führt ein landschaftlich reizvolles Landsträßchen nach Riggerding.
Hier hat man gute Lust für eine kurze Rast im Dorfgasthof einzukehren, denn genau vis-á-vis thront etwas erhöht auf dem Hang die hübsche Ortskirche, eingerahmt von einem efeuumwucherten Friedhofszaun.
Als landschaftliches Highlight präsentiert sich der sogenannte Ölberg mit gleichnamigen Örtchen. Er gewährt seinen Besuchern an exponierten Stellen einen weitläufigen Blick in das Donautal und das sanft geschwungene Hügelland des unteren Bayerischen Waldes. Unweigerlich bleibt der Blick auch auf dem aus den Baumwipfeln herausragenden Funkturms des 1.016m hohen Brotjackelriegels hängen, der für den südlichen Bayerischen Wald beinahe schon Orientierungscharakter hat. Etliche, idyllische Wanderwege führen auf dessen Gipfel, einen vielbesuchten Aussichtspunkt, den es ohne Frage lohnt zu besuchen. Über den Erholungsort Grattersdorf, der am Rand der Region „Sonnenwald“ liegt, geht es weiter nach Euschertsfurth.
Nicht lange danach taucht man ein in den „Obstgarten des Bayerischen Waldes“, den Lallinger Winkel. Im Kern erstreckt er sich über die Gemeinden Hunding, Rohrstetten, Ranzing und natürlich Lalling. Weite Täler, in denen oft malerische, kleine Weiler und Höfe liegen, bieten reichlich Platz für Obstgärten aller Art.
Sich aneinanderreihende Hügelketten und liebliche Täler prägen den Lallinger Winkel und gerade im Frühling, wenn die Natur zu erwachen beginnt, geizt die Region nicht mit blühenden Bäumen und frischem, saftigem Grün in den unterschiedlichsten Farbtönen. Durch die günstige Südlage am Rande des Bayerischen Waldes herrscht für den Obstanbau ein ideales Klima.
Einige Engagierte haben es sich zur Aufgabe gemacht in traditionellen Streuobstgärten hiesige und manchmal auch schon vergessene Obstsorten – in der Mehrzahl Äpfel und Birnen – zu erhalten. Das Obst wird nicht – wie andernortens oft üblich – im großen Stil angebaut und vermarktet, sondern hier sind in erster Linie kleine Familienbetriebe präsent, die ihre aus den Obstgärten geernteten Erträge hauptsächlich auf regionalen Obst- und Wochenmärkten zum Kauf anbieten.
Um die einzelnen Streuobstwiesen zu erhalten, wurde vor vielen Jahren ein entsprechender Verein gegründet, in dem sich viele ansässige Obstbauern zu einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen haben mit dem Ziel, diese ursprüngliche Art des Obstanbaus zu reaktivieren und in Folge zu bewahren.
Da die Obstbäume weder gedüngt noch mit Pestiziden behandelt werden, ist man als Verbraucher in jedem Fall auf der sicheren Seite. Ich finde, hier schmeckt der Apfel noch nach Apfel und nicht nach Produktivität und Quotensteigerung – Kindheitserinnerungen werden wach. Streuobstwiesen leisten zudem einen wichtigen ökologischen Beitrag zum Umweltschutz, bieten sie doch allerlei Lebewesen Nahrungsquelle und Lebensraum zugleich.