Versteckt in den Wäldern des Nationalparks, nahe der böhmischen Grenze, wird sie Wirklichkeit: die Reise in die Vergangenheit, „so wia’s früher amoi war bei de Bauern im Bayerischen Woid“. Im Freilichtmuseum Finsterau findet man diese Zeitzeugen, authentisch und liebevoll hergerichtete Höfe und Sacherl, typisch für das Leben damals im Bayerischen Wald.
Das Leben der Bauern und Tagwerker im „Woid“ war in der Regel hart und mühselig, das meiste musste „per Hand“ verrichtet und erledigt werden. Zeit für Muse und Freude war rar gesät. Dafür lebten die Bauern von damals im Einklang mit der Natur, alles was das Feld und der Garten zu bieten hatte, wurde sinnvoll eingesetzt und verwendet. Zeiten des Überflusses gab es nicht.
Das Museumsdorf Finsterau ist aber beileibe kein Museum im langläufigen Sinne. Hier wird das ganze Jahr über mit Festen und Märkten, Musik und Kunst für den Besucher ein Bild des bäuerlichen Lebens nachgezeichnet. Wechselnde Sonderausstellungen in der Eingangshalle des Museums erinnern uns an lang vergessene Zeiten, Kindheitserinnerungen werden wach.
1980 wird mit dem Kapplhof – einem offenen Dreiseithof – das Freilichtmuseum eröffnet. Er besteht aus Wohnstallhaus, Getreidekasten und Stallstadel. Im Laufe der Zeit wird mehrmals umgebaut, repariert und erweitert. Er bildet das zentrale Kernstück des Freilichtmuseums. Das Hauptgebäude stand einst in Trautmannsried in der Gemeinde Drachselsried im Landkreis Regen. Vermutlich wurde es 1835 errichet. Umbauten am Gebäude gab es im frühen 20. Jahrhundert. Als 1972 der Letzte der Geschwister Danzer starb, drohte der Hof zu verfallen. 1974 wurde das Wohnstallhaus und der Getreidekasten zum Glück an das Freilichtmuseum verkauft.
„Das Sachl“
Schlicht und einfach gebaut ist dagegen das „Sachl“ aus Rumpenstadl. Seine Bewohner drückten zeitlebens die Sorgen um das tägliche Brot. Schlechte Äcker, Wiesen, kein Waldbesitz – was für damalige Verhältnisse schon fast einem Armutszeugnis gleich kam – kennzeichneten die Verhältnisse der ehemaligen Besitzer dieses Anwesen.
Bis 1979 lebte die letzte Bewohnerin in ärmlichsten Verhältnissen auf dem kleinen Anwesen. Um einigermaßen über die Runden zu kommen wurde alles was die Landwirtschaft hergab für die Vorratshaltung konserviert. Bestensfalls zwei Schweine konnte man halten, die vor dem Winter geschlachtet und zu Wurst, Schinken und Speck verarbeitet wurden. Ein paar Hühner und eine Kuh lieferten Eier und Milch.
Man vermutet, dass das Sachl aus dem Jahre 1766 stammt, Umbauten fanden in den Jahren 1848 und 1914 statt.
Der Petzihof stellt für sich ein Novum in der Geschichte des Finsterauer Museumsdorf darf. Niemals zuvor wurde einen Bauernhof in dieser Größe als Ganzes mit all seinen Gebäuden im Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Der Hof stand ehemals in Pötzerreut im Landkreis Freyung-Grafenau, bestand aus einem großen Wohnspeicherhaus, einem Inhaus, einem Austragshaus mit angebautem Backofen und einem Kuh- und Ochsenstall nebst angegliedertem Stadel.
Das Ensemble ist einer der wenigen großen Höfe aus dem Bayerischen Wald, die ohne gravierende Änderungen der jüngeren Geschichte in seinem ursprünglichen Zustand übernommen und wieder aufgebaut werden konnte.
So hat man den Einddruck – wenn man das niedrige Tor zum Petzihof betritt – dass hier alles „beim Alten“ geblieben ist. Das Wohnhaus wird auf das Jahr 1704 datiert, der Stadel dagegen – als jüngstes Gebäude – wurde 1927 erbaut. Schon in dem großzügig angelegten Eingangsbereich wird einem klar, dass es sich beim Petzihof um ein wohlhabendes Anwesen gehandelt haben muss. Zum Anwesen gehörten außerdem Waldbesitz und große, fruchtbare Felder. Obwohl die Stuben und Kammern der Wohnhäuser geräumig gehalten sind, blieb die Ausstattung der Zimmer bescheiden.